Deutsche Alpenstraße dazwischen Königssee und Garmisch

Der Königssee ist atemberaubend schön. Smaragdgrün, umrahmt von steilen Felsen. Gut im Blick hat man ihn vom Jennergipfel, den man bequem mit der Seilbahn und ein paar Stufen bergauf erreicht. Besucher knipsen Urlaubsfotos von der Aussichtsplattform, das mächtige Massiv des Watzmanns vor der Linse. Unten wirken die weißen Ausflugsboote winzig, oben ist der Himmel heute makellos blau. Lautlos schwebt ein Adler mit breiten Flügeln majestätisch durch die Lüfte …

Das wäre zu viel verlangt von einem kleinen Käfer! Vor allem, wenn es sich um ein Volkswagen Cabriolet handelt. Das Modell 1303, Baujahr 1979, entfaltet seinen Charme im sonnigen, erfrischend freundlichen Florida-Gelb! im Tiefflug über den Asphalt.

Das kleine Juwel wird uns entlang des Alpenbogens durch Bayern führen. Auf einer Strecke, deren Verlauf König Maximilian II. bereits 1858 erprobte. Ende der 1920er Jahre propagierte ein gewisser Dr. Knorz, Sanitätsrat aus Prien am Chiemsee, den Bau einer Straße, die „die Schönheiten dieser landschaftlich erschließen“ sollte hervorragendes Gebiet für das reisende Publikum”. 1932 ließ der Deutsche Tourenverein Pläne erstellen, 1933 wurde der erste Abschnitt bei Inzell gebaut und 1960 war die Deutsche Alpenstraße endlich durchgängig befahrbar.

Auftakt auf der Roßfeldstraße

Start in Schönau am Königssee. Doch zunächst empfehlen wir eine Auftakttour zu Deutschlands höchster Panoramastraße, der Roßfeldstraße östlich von Berchtesgaden. Er schlängelt sich hinauf in die hochalpine Bergwelt.

Im zweiten Gang kämpft sich das Cabrio tapfer um Höhe, im Heck dröhnt der Boxermotor. Das Lenken wird zum Ganzkörpertraining, die Gänge lassen sich schwer schalten und könnten präziser sein, die Lenkung hat viel Spiel und das Bremsen ist eine Herausforderung für die Beinmuskulatur … Kurz gesagt: Es macht riesigen Spaß!

Der Gipfel wird am 1.550 Meter hohen Hahnenkamm erreicht. Im Süden erhebt sich die schroffe, Mitte Juni noch schneebedeckte Felswand des Hohen Göll, rechts der Kehlstein mit dem Kehlsteinhaus, im Südosten Tennen- und Hagengebirge, im Westen Watzmann, Hochkalter u Reiteralpe, im Norden Lattengebirge und Untersberg mit der markanten Mittagsscharte.

Ramsau und Hintersee

Zurück auf der Deutschen Alpenstraße schwirrt der Käfer ins „Bergsteigerdorf“ Ramsau. Der Hintersee ist einen Abstecher wert, ein malerisches Idyll im wahrsten Sinne des Wortes, das berühmte Künstler wie Carl Rottmann, Ferdinand Waldmüller und Wilhelm Busch fasziniert hat. Tipp für überhitzte Cabrios: Der See sieht nicht nur gut aus, er erfrischt auch!

Cabriofahren ist Unterhaltung für die Sinne: Die Luft wirbelt durch Ihr Haar. Beim Durchqueren von Wäldern fasziniert das Wechselspiel von Sonne und Schatten. Hin und wieder flattert ein Vogel so laut am Straßenrand entlang, als säße er auf Ihrer Schulter. Und von frisch gemähten Wiesen weht einem der süße Duft von Heu in die Nase. Genauso wie die anmutige Landschaft des Chiemgaus.

Rast bei einer Alm am Straßenrand südlich von Ruhpolding. Sepp und sein Partner machen Heu. Mit großen Mistgabeln hieven sie gemähtes Gras auf Holzgestelle. „Das Gras trocknet drei Tage auf dem Boden und dann zehn Tage auf den Rahmen“, erklärt Sepp. Und sie heißen „Hainzen“, das sind die mit waagerechten Rosten oder „Hiefeln“, wo die Roste wie eine Pyramide nach unten zusammenlaufen. Das Heu ist für die Schafe von Sepps Sohn.

Little Canada und der Chiemsee

Little Canada nennt sich die wunderschöne Landschaft der Seen Lödensee, Mittersee und Weitsee, die zwischen Ruhpolding und Reit im Winkl aufeinander folgen. Kühe haben es sich im weiten Grün rund um den Mittersee gemütlich gemacht und genießen die Ruhe. Am Ufer strahlt ein einsamer Sonnenschirm in der Morgensonne.

Von hier aus ist es nicht mehr weit bis zum bayerischen Meer, dem Chiemsee. Entweder verlässt man für einen Ausflug die Alpenstraße oder genießt den Anblick aus einer der kleinen, knallgelben, roten oder blauen historischen Gondeln der Kampenwandbahn. Sie wurde 1957 erbaut. Beim Aufstieg fällt der Blick auf das stattliche Schloss Hohenaschau, bevor der See mit den drei Inseln Herrenchiemsee, Fraueninsel und der kleinen unbewohnten Krautinsel in Sicht kommt.

Die Aussicht von der Bergstation auf fast 1.500 Metern Höhe ist fantastisch. Ein Traumort in Oberbayern! Zu sehen sind die Zentralalpen mit den Hohen Tauern und dem Großglockner, der Wilde Kaiser und die Berchtesgadener Berge. Hier können Sie einkehren, einen kleinen Spaziergang machen, zum Beispiel entlang der markanten Felswand zur Steinlingalm, oder zu einer längeren Wanderung aufbrechen. Oder segeln Sie mit einem Tandem-Gleitschirmflug zurück ins Tal!

Kurvenspaß auf der Tatzelwurmstraße

Die Überfahrt ins Inntal lässt sich über Samerberg reizvoll abkürzen. Von dort weiter nach Oberaudorf und einem Highlight der Deutschen Alpenstraße: der kurvenreichen Tatzelwurmstraße. Sie führt vorbei an den Tatzelwurm-Wasserfällen, die versteckte enge Schlucht, Schluchten und Wasserfälle sind in wenigen Gehminuten erreichbar, über den Sudelfeldpass nach Bayrischzell und in die Welt der Schlierseer und Tegernseer Bergwelt.

Hans Thaler stammt aus Bayrischzell und liebt seine Heimat mit Leib und Seele. Tischler und Musiker. Und Alphornbauer. Hans hat sich diese Kunst selbst beigebracht. Zuerst baute er das archaische Instrument für Hirten in einem Stück, „schon die alten Griechen haben in solche Pfeifen geblasen“, erklärt er.

Dann hatte er eine geniale Idee und erfand das schraubbare Alphorn. Es besteht aus acht Teilen und kann problemlos in einem Rucksack transportiert werden. Seit 1997 hält der rüstige Senior das Patent darauf. Seine Alphörner sind sehr gefragt. „Erst kürzlich hat ein Professor vom Mozarteum in Salzburg zwei davon bekommen“, sagt der Erfinder. Und wie fein so ein Thalerhorn klingt, zeigt sich beim Vorsingen auf einer Alm oberhalb von Bayrischzell. Nach wenigen Minuten ist der Musiker von faszinierten Zuhörern umgeben: Kühe, angezogen von den tiefen Alphornklängen!

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